„Gräfin von der Schulenburg-Preis“ geht an den Studiengang Evangelische Religionspädagogik
"Man will es eben allen recht machen ..." ehb.forscht-Preisträgerin Hannah Schwarz untersucht in ihrer Abschlussarbeit Jahresgespräche als Entwicklungsinstrument im Pfarrberuf. Acht EHB-Absolvent*innen standen im Wettbewerb der Forschungsarbeiten.
Premiere: Doppelte Preisverleihung. Erstmals wird im Rahmen von ehb.forscht der DAAD-Preis an eine besonders engagierte internationale Studierende verliehen.
An der EHB wurde heute zum 15. Mal der „Gräfin von der Schulenburg-Preis“ für die beste Arbeit eines Bachelor-Jahrgangs vergeben. Die hochschulweite Auszeichnung 2021 ging im Rahmen von ehb.forscht an Hannah Schwarz, Absolventin im Studiengang Evangelische Religionspädagogik und inzwischen Masterstudentin an der Hochschule. Im Wettbewerb standen acht nominierte Absolvent*innen aus sechs Bachelorstudiengängen. Sie präsentierten in jeweils zehnminütigen Vorträgen Forschungsarchitektur und Ergebnisse ihrer Thesis. Prämiert wurde der beste Vortrag, denn alle angemeldeten Forschungsarbeiten wurden mit summa cum laude bewertet. Die Auswahl der Beiträge spiegelte im Besonderen die gesellschaftliche Themenvielfalt der SAGE-Hochschule wider: Neben Arbeiten zu "Queer im Alter" in der Pflege, Sprachrassismus in der Kindheitspädagogik und einer qualitativen Untersuchung zur klinischen Geburtsbetreuung, wurde eine Forschungsarbeit zur Adhärenz in der Berliner Bevölkerung hinsichtlich COVID 19 Schutz- und Präventionsmaßnahmen sowie eine kritische Untersuchung zu Anhörungen des Kindes in familiengerichtlichen Verfahren vorgestellt. Nach den Vorträgen verlieh die Referentin für Internationales an der EHB, Tanja Reith, erstmals den DAAD-Preis an eine besonders engagierte internationale Studentin aus der sozialen Arbeit.
Begrüßung und Moderation der zweistündigen Veranstaltung übernahm der Rektor der EHB, Prof. Dr. Sebastian Schröer-Werner. Er betonte noch einmal die Idee hinter ehb.forscht – das Sichtbarmachen von Forschung an anwendungsorientierten Hochschulen und die herausragende Leistung der Absolvent*innen.
Die Arbeit:
In ihrer prämierten Abschlussarbeit untersuchte Hannah Schwarz Konzepte von Jahresgesprächen in der Evangelischen Kirche Deutschlands. Ihre Frage dahinter: Welches der angewendeten Jahresgespräche ist am besten geeignet, Pfarrpersonen in den Herausforderungen ihres Selbstmanagements und Rollenverständnisses zu unterstützen. Ausgangspunkt ist dabei der Pfarrberuf im Spannungsfeld: Wie gehe ich mit Anforderungen an mich und meine Arbeit um? Wie stärke ich meine Resilienz für die komplexen beruflichen Herausforderungen? Gerade in sozialen Berufen sei es besonders herausfordernd, Arbeit und Privates unter eine Hut zu bringen.
Ihren Forschungsfokus setzte Schwarz auf das Jahresgespräch, das ursprünglich als Entwicklungsinstrument aus der Wirtschaft kommt. Dabei verglich sie vertieft zwei Ansätze: zum einen das Konzept eines ziel- und ergebnisorientieren Gespräches („Leading Objectivs“ der EKBO) und auf der anderen Seite den Ansatz mit Blick auf die Arbeitsfähigkeit und ganzheitliche Betrachtung der Person (Konzept „Arbeitsfähigkeit“ der Evangelischen Landeskirche Bayern). Neben der Literaturrecherche flossen auch geführte Expert*innengespräche in die Arbeit mit ein. Kriterien wie Identifikation von persönlichen Leitbildern, das eigene Rollenverständnis und die ganzheitliche Betrachtung sowie Gesundheitsaspekte standen Aufgabenklarheit, Zielorientierung und dem Fokus auf Arbeitsergebnisse gegenüber. Als ein Fazit kam sie zu dem Schluss, dass das Konzept „Arbeitsfähigkeit“ mehr dem kirchlichen Anspruch gerecht wird, da es die Person als Ganzes stärker in den Mittelpunkt stellt. Als weiteres Ergebnis bietet die Arbeit erstmals eine vollständige Zusammenstellung kirchlicher Leitfäden für Jahresgespräche; zudem flossen erste Ergebnisse aus der Forschungsarbeit in einen zukünftigen Leitfaden der EKBO mit ein.
Die Laudatio
„Es ist der schönste Tag im akademischen Jahr an der EHB, wenn wir hier bei ehb.forscht zusammenkommen“, eröffnete Laudatorin Prof. Dr. Anne Grohn ihre Rede auf die Gewinnerin. Sie sei sehr froh, an einer so vielfältigen Hochschule zu arbeiten. Auch zeige die diesjährige Auswahl der Forschungsarbeiten wie thematisch aktuell die EHB aufgestellt sei. An Hannah Schwarz schätze sie, neben der herausragenden Forschungsarbeit, deren Feldkompetenzen im Fach und ihre schon früh begonnene internationale Arbeit, so z. B. das Gemeindepraktikum in Kenia. Durch ihre vielfältigen Kontakte trage sie ein Stück Europa in die Welt und umgekehrt. Anne Grohn schloss mit dem Appell an alle Studierenden, sich mit ihren Dozent*innen auszutauschen und für die Abschlussarbeit Unterstützung zu holen. Auch ein Netzwerk aufzubauen und zusammenzuarbeiten seien sehr wichtig. Auch diesbezüglich sei Hannah Schwarz ein gutes Beispiel.
Zur Person
Hannah Schwarz wurde 1998 in Frankfurt/Oder geboren und wuchs in einer Pfarrfamilie auf. Schon während der Kindheit verbrachte sie viel Zeit im gemeindlichen Kontext und gestaltete verschiedenste Angebote mit. Berufsbezogen liegen ihr die Mitarbeitenden der Kirche besonders am Herzen, die, "viel Einsatz zeigten, aber dabei leider auch viel Frustration, Resignation und Erschöpfung im Laufe ihres Engagements erfahren". Im Studium setzte sie sich dann zunehmend mit dem Thema "Leitung und Personalfürsorge" auseinander. Daraus entwickelte sich ihre Bachelorarbeit zum Jahresgespräch als Werkzeug der Personalführung. Wie kann das Instrument dabei helfen, mit dem Pfarrberuf, seinem breiten Spektrum der Erwartungen und Rollen trotzdem gesund zu leben? Eine Frage, die in ihrem späteren Arbeitsfeld, aber auch in anderen Leitungs- und Lebenssituation relevant sein wird. Nach ihrem Masterstudium wird Hannah Schwarz ein Vikariat beginnen.
Prof. Dr. med. Sven Lück
Position Professur für medizinische Grundlagen
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